Eine Ausstellung der Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal und des Jüdischen Museums Westfalen, Dorsten
WO & WANN
Rathausgalerie (oberste Ebene), Klotzbahn 5, 42105 Wuppertal
22. September bis 25. November 2023
Eröffnung: Donnerstag, 21. 9. 2023, 17 Uhr
Dienstag bis Samstag 12 bis 18 Uhr
Sonntag und Montag geschlossen
Seit der Urzeit zeigen sich die Menschen Kunst; sie hebt uns aus der bloßen Existenz und stellt uns in die Sterne. Nach dem Erblühen der industriellen Massenkultur entstand um 1880 ein neuer Begriff für Gebrauchsgüter unserer Sehnsüchte, die aus den Kategorien moderner Kunst fielen: Der Kitsch betrat die Bühne und wandelte sich in 150 Jahren auf dem Siegeszug durch sämtliche Sparten der Kunst und Ästhetik vom abwertenden, schmähenden Urteil zum popkulturellen Phänomen.
Was wären wir heute ohne die Vielfalt und Stimmung seiner Erscheinungen? In einem von Sorgen bedrängten Lebensgefühl brauchen wir die schlichte, süße Kraft des Kitsches als Treibstoff unserer Suche nach dem Glück. Von Religionen, Herrschenden und den Warenwelten instrumentalisiert, ist unser ganzer Alltag von Kitsch durchdrungen. Auch die Welt der Kunst eroberte er sich längst zurück.
Die Ausstellung spürt den Definitionen nach und überlässt es den Besucher*innen, subjektiv zu werten und über die Hintergründe des Begriffes nachzudenken. Als ein großer Setzkasten präsentiert sie Objekte, Bilder, Texte und Töne zwischen Banalität und exotischer Einzigartigkeit, die unsere individuellen und gemeinsamen Träume von einer heileren Welt bedienen. Zugleich fragt die Sammlung, wer neben unseren Gemütern noch einen Nutzen davon hat, denn der so benannte Kitsch war stets auch ein Instrument der Mächte und totalitärer Regime. Holen wir uns den Kitsch als Begriff zurück, indem wir zu ihm stehen!
In ihrer zweiten Station Wuppertal zeigt die Ausstellung sich an einem logischen Ort: Die Begegnungsstätte Alte Synagoge mietete dafür zwei Läden im nahegelegenen Shoppingcenter Rathaus-Galerie zur Zwischennutzung.
Die Ausstellung ist auch für Jugendliche erfassbar und für den Unterricht geeignet. Die Lust, zu schauen, ist die Lust des Erkennens. Das Publikum ist herzlich eingeladen, eigenen Lieblingskitsch mitzubringen und – leihweise oder als Überlassung – im Regal des Besucher*innen-Museums zu platzieren.
Redaktion: Dr. Ulrike Schrader, Dr. Kathrin Pieren, Ayleen Winkler
Kurator: Max Christian Graeff
Grafik: Marius Freitag